Ihr Wille geschehe by Ann Granger

Ihr Wille geschehe by Ann Granger

Autor:Ann Granger [Granger, Ann]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-22T00:00:00+00:00


Und im Zentrum jenes Tals, unter einem Felsen, liegen der Kopf und das Gesicht eines leibhaftigen Teufels, dessen bloßer Anblick dem Betrachter Angst und Entsetzen einflößt …

Sir John Maundeville

KAPITEL 14

Mrs. Burnett öffnete mit einem Plastiklätzchen in der Hand die Tür. Als sie Markby erblickte, rief sie gehetzt: »Oh, Sie … gehen Sie durch …«, und überließ es ihm, den Weg allein zu finden.

Das Innere des Hauses roch noch stärker als zuvor nach gekochtem Gemüse – offensichtlich war das Mittagessen vorüber. Markby folgte der Richtung von Mrs Burnetts ausgestrecktem Zeigefinger und seinen Instinkten und fand das Wohnzimmer, wo ihm Dr. Burnett bereits über den ausgetretenen Teppich entgegenkam und eine breite Hand ausgestreckt hielt.

»Meine Frau hat mich informiert, dass Sie kommen würden«, sagte er. »Nehmen Sie doch bitte Platz. Worum geht es denn überhaupt?«

Er gehörte zu jener munteren Sorte Männer, die stets den Eindruck erwecken, sich allerbester Gesundheit und frohen Mutes zu erfreuen, selbst wenn es einmal anders ist, und deren Alter sich nur schwer bestimmen lässt. Sein jugendliches, volles Gesicht und seine gutmütigen Züge zusammen mit seiner Spontaneität erzeugten den Eindruck von Jungenhaftigkeit. Markby schätzte den Arzt ein wenig älter, als der erste Augenschein vermuten ließ, vielleicht ein Dutzend Jahre oder mehr älter als seine Frau, also etwa Mitte bis Ende dreißig. Nach Markbys Erfahrung gehörte er zu der Sorte von Ärzten, die bei gewissen älteren Damen beliebt waren, weil sie in ihm einen Ersatzsohn oder einen Enkel sahen.

In seiner Laufbahn als Polizist war Markby mehr als einmal damit konfrontiert gewesen, dass diese Tatsache sich als bedeutsam erwiesen hatte. Der nette junge Arzt oder Anwalt oder Makler, Nachbar oder Finanzberater oder erwachsene Sohn eines Freundes oder Bekannten, der, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte, das ihm entgegengebrachte Vertrauen nicht wert gewesen war. Markby stellte sich kurz vor und erklärte den Zweck seines Besuchs, so gut er konnte.

»Es handelt sich nicht um eine offizielle Ermittlung, verstehen Sie mich nicht falsch, aber irgendjemand ist ein wenig beunruhigt angesichts gewisser Aspekte der jüngsten Geschehnisse. Und da ich vor Ort bin, habe ich mich einverstanden erklärt, ein paar Untersuchungen anzustellen. Personalknappheit, wissen Sie? Ich bin nämlich eigentlich im Urlaub.«

Burnett reagierte auf diese verständnisheischende Aussage genau so, wie Markby es erhofft hatte. »Das ist wirklich Pech, mein Lieber. Polizist zu sein ist wahrscheinlich nicht viel anders, als wenn man Arzt ist. Mir geht es ganz genau wie Ihnen. Wohin wir auch in Urlaub fahren, sobald wir angekommen sind, erleidet garantiert irgendjemand in unserem Hotel einen Herzanfall oder einen Sonnenstich oder erkrankt ganz schlimm an Durchfall. Bevor man sich’s versieht, klopft der Manager an die Tür und fragt, ob es einem etwas ausmachen würde, einen Blick auf den Kranken zu werfen. Verdammt, natürlich macht es mir etwas aus! Aber so ist das nun einmal, es gehört zum Beruf.« Er kicherte.

Irgendwo im Haus begann ein Kind zu weinen. Markby sinnierte kurz über den krassen Unterschied zwischen dem Erscheinungsbild dieses fröhlichen Jungen hier und dem seiner gehetzten Ehefrau und des heruntergekommenen Wohnzimmers, in dem sie saßen. Soweit Markby wusste, verdienten Ärzte gar nicht schlecht.



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